Liv Forever von Amy Talkingotn





Preis:  14,95 €
Format:  Gebunden
Seitenanzahl:  316
Genre:  Young Adult
Reihe:  -
Verlag:  Beltz Gelberg
ISBN:  978-3-407-74487-6
Altersempfehlung:  14
Muss ich haben!


Eine Liebe für die Ewigkeit …

Liv spürt augenblicklich, dass es im Internat »Wickham Hall« nicht mit rechten Dingen zugeht: Wer oder was verbirgt sich in dem alten Gemäuer? Weiß der scheinbar unnahbare Malcolm etwas darüber? Liv verliebt sich in ihn. Unsterblich. Doch dann wird Liv hinterrücks ermordet. Aber sie ist nicht tot, sondern geistert mit den Seelen vieler anderer verstorbener Mädchen durch die Schule. Ist sie verflucht? Wie lässt sich der Bann brechen? Kann Liv zu Malcolm zurückkehren? Bald stößt sie auf das dunkle Geheimnis von »Wickham Hall« ...

"Wir gaben ein ungewöhnliches Trio ab: ein reiche Sonnyboy, ein psychisch labiler Verschwörungstheoretiker und ein Geist." (S. 164)

Lese ich das Buch, lese ich es nicht? Schon sehr früh ist mir das Cover ins Auge gesprungen und der Klappentext klang auch super.  Ein wenig erinnerte es mich an Ghostgirl von Tonya Hurley, nur ein wenig erwachsener. Ich war auf jeden Fall spontan, habe es vor ein paar Tagen spontan nach der Uni mitgenommen und dann fast in einem Rutsch gelesen.

Der Schreibstil war klar, einfach und flüssig zu lesen. Die Sätze waren nicht allzu lang und da die Geschichte aus Sicht der Protagonistin erzählt wurde, kam man besonders gut in die Geschichte hinein. Man erlebt die Geschichte hautnah mit und die eigenen Gedanken verschmelzen mit denen von Liv.

Liv selbst ist eher ein Mauerblümchen mit einer bewegten Vergangenheit. Bei ihr lief nicht immer alles so, wie sie es gerne gehabt hätte. Doch für Liv soll sich ab jetzt alles ändern, Sie wurde in Wickham Hall angenommen. Gehört zu den wenigen Stipendiaten und Stipendiatinnen und bekommt erstmals ihr eigenes Atelier. Noch dazu trifft sie auf Malcom, diesen liebenswerten Jungen, der ihr ab der ersten Sekunde ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich fand Liv eine sympathische Protagonistin, mit der man sich leicht identifizieren konnte. Sie war klug, hatte Tiefgang und war durch die Bank weg sympathisch.

Außerdem hatte sie eine unheimlich tiefe Leidenschaft für Malerei und die kunsthistorische Epoche der Romantik mitsamt deren Werken und Dichtern. Ich persönlich bin in der Detailverliebtheit der Autorin aufgeblüht. Die Recherche, die hinter dem Buch steckt muss beachtlich sein. Die Vergleiche sind meisterhaft und die Bilder, die in die Luft gemalt werden magisch. Bereits sehr früh im Buch fängt es an. Denn Liv hat einen Faible für alles romantische. Nicht der Kitsch, den man heute unter Romantik kennt. Das Adjektiv natürlich. Später schmilzt ihr Herz dahin, wie eine der Uhren von Dalí. Der Himmel sieht aus, wie in einem Gedicht von Wordsworth, in der Schulgruft befindet sich ein Originaler Edward Hopper und fast am liebsten mag sie die Gemälde von Giacometti!

Liv verfügt über ein nicht enden wollendes Wissen, die Romantik ist ihr zweites Herz. Für jemanden, der sich mit der Marterie auskennt ist das Buch wundervoll. Ich hatte all die Bilder vor Augen, konnte mit jedem Maler einen Stil assoziieren und kannte sogar die romantischen Gedichte, die für die Geschichte an manchen Stellen vorausgesetzt werden. Doch ich muss ehrlich sagen, dass ich mein Wissen zu einem sehr großen Teil aus der Fachkunde in der Uni beziehe. Natürlich kennen wir alle Dalí! Auch die Bilder seiner Uhren sind bekannt. Edward Hopper ist dem ein oder anderen wahrscheinlich auch ein Begriff, vor allem das Bild der Nighthawks. Doch wer kann mit Fug und Recht behaupten, ein Gedicht von Wordsworth zu kennen? Oder die Figuren, für die Giacometti so berühmt war? Und das ist nur die Spitze des Eisberges. Ich möchte ich euch hier nicht mir zu viele Details bombardieren.

Gegen Mitte des Buches fing die Autorin langsam an, kunsthistorisches Wissen mit Fiktion zu vermischen. William Blake wurde zu einem alten Familienfreund der Wickhams, Edward Hopper zum Schüler an der Elite Schule. Die Romantik tritt ein wenig in den Hintergrund, ist aber bis zum Ende merklich präsent. Während man gen Ende des Buches die Kunst- und geisteswissenschaftlichen Bemerkungen überfliegen kann, ist das am Anfang des Buches aber nicht möglich.

Die Geschichte selbst war an allen Stellen spannend und das Ende hielt noch einmal ein paar Überraschungen in petto. Eine Reihe ist soweit ich weiß nicht geplant, aber das Ende ist gut gewählt. Die Handlung ist in sich abgeschlossen, und dennoch wird eine eventuelle Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

Ich bezweifle stark, dass es ein Kind mit 14 Jahren gibt, das über das Wissen verfügt, das es bräuchte um das volle Potential aus diesem Buch zu schöpfen. Ich sehe hier eine große Schwierigkeit, das Buch ist wundervoll und eröffnet einem so vieles. Es hat Tiefgang, wunderbare Vergleiche und Anspielungen und dennoch ist das Publikum, dass dieses Werk in all seiner Pracht versteht eher klein.

Ich für meinen Teil vergebe für dieses Buch volle fünf Kleckse, da es mich von der ersten bis zur letzten Seite verzaubern konnte. Im selben Atemzug möchte ich allerdings jedem von diesem Buch abraten, der weder geisteswissenschaftlich noch kunsthistorisch fundiertes Fachwissen besitzt. Wer nicht versteht, was er hier liest, den erwartet ein trockenes und farbloses Buch ohne jegliche Magie zwischen den Zeilen.


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